Moin und willkommen auf meinen kleinen Seiten rund ums Leder.
Seit ein paar Jahren ist das Handarbeiten mit Leder ein Hobby von mir, ein Freizeitausgleich zur Arbeit als IT-Ingenieur. Ausgleich, weil es reine Handarbeit ist, weil es mir Spaß macht, weil ich die Herstellung vom Anfang bis zum Ende, vom Ausgangsmaterial bis zum fertigen Werkstück begleiten und bestimmen kann. Kein Termindruck, keine starre Vorgaben, absolut freie Hand in allen Dingen.
Ich will gleich betonen, dass ich ein Autodidakt in Sachen Lederbearbeitung bin, ohne handwerkliche Ausbildung, angefangen mit einigem Enthusiasmus, einer Handvoll Büchern und natürlich unzähligen Infos aus dem Netz. Ich werke ohne maschinelle Unterstützung, weder Nähmaschinen noch Spindeln oder ähnliches. Alle Nähte sind mit der Hand genäht, alle Niete, Ösen mit der Hand gesetzt, alle Kanten mit der Hand geschnitten. Deshalb kommt es oft zu leichten Unregelmässigkeiten, die ich fast immer einfach hinnehme, da ich insgesamt mehr Wert auf Robustheit als auf perfekte äußere Erscheinung lege. Vor Jahren legte ich mir versuchsweise eine alte Singer 29K1 Nähmaschine zu, die zwar sehr nett aussah, aber leider nicht wirklich nähte.
Ein weiterer Beweggrund vielleicht noch dieser: Alltagsgegenstände werden insbesondere seit der Globalisierung maschinell großteils im asiatischen Raum hergestellt, hierher transportiert und hier konsumiert. Bis auf Handwerker, vom Handwerk Faszinierte und Leute auf dem Land stellen nur wenige Menschen ihre Werkzeuge oder Hilfsmittel noch selbst her. Der Hocker kommt von Ikea, nicht vom Schreiner drei Straßen weiter. Mag lächerlich erscheinen, aber das ist eine Art Alltags-Unmündigkeit, die mich tatsächlich stört. Riemen, Gürtel, Halter, Beutel, Taschen, das alles will ich selbst herstellen können, selbst wenn es den Perfektionsgrad maschinell hergestellter Produkte nicht erreicht.
Diese Seiten richten sich also an den ebenfalls interessierten Amateur, der sehen möchte, was andere Interessierte mit diesem Werkstoff so anstellen. Leder ist in seinen Verarbeitungsmöglichkeiten derart vielfältig, dass jede Anregung wertvoll sein kann, jedenfalls ging mir das so. Ohne Netz hätte ich vieles anders umgesetzt. Vielleicht regen die folgenden Beschreibungen ja sogar an, selbst ein Stück Leder in die Hand zu nehmen, und einfach drauf los zu machen.
Warum gerade Leder? Sicher der Geruch, die Haptik, seine Natürlichkeit und Nachhaltigkeit, durchaus auch die Eigenschaft, einmal Haut eines Tieres gewesen zu sein. Ich halte es für selbstverständlich, wenn man schon ein Tier für den eigenen Nutzen tötet, dessen Körper dann auch in Gänze zu verwerten. Respekt vor der Kreatur, wie man bei uns in der Familie sagt.
Vielleicht war es auch die Erinnerung an den Geruch meines ersten Lederranzens zur Einschulung, die mich Jahrzehnte später in 2003 veranlasste, mir eine etwa 2,5mm starke und knapp 3 Quadratmeter grosse, vegetabil gegerbte und ungefärbte halbe Rinderhaut, sogenanntes Blankleder inklusive einer gebrauchten Ahle, Lochzange und ein wenig Leinenzwirn zu kaufen.
Dafür habe ich die Lederwerkstatt Hannover (das sind natürlich Profis, schaut euch vergleichsweise mal deren Erzeugnisse an) in Hannover-Linden besucht, mich dort beraten lassen, und dann mit ersten Tips bewaffnet gleich eine kleine Gürteltasche für ein Zippo-Feuerzeug genäht.
Wie man an der Handvoll hier gezeigter Arbeiten schnell sehen kann, verwende ich fast ausschließlich vegetabil, also pflanzlich gegerbtes Leder (Lohgerbung, Grubengerbung), und nähe ausschließlich mit Leinengarnen. Beschläge und Niete sollen möglichst aus Messing oder beschichtetem Kupfer oder Eisen sein, eine Beschichtung möglichst nickelfrei. Verwendete Grundstoffe sollen aus organischer Fertigung stammen, gut biologisch abbaubar, möglichst hautverträglich und allergiehemmend sein, deshalb schieden für mich synthetisch gegerbte Leder (z.B. Chromgerbung) wie auch Kunstfasergarne oder synthetische Öle oder Fette aus.